Hilfe, Diabetes!
Meine Katze hat Diabetes – das schaffe ich nicht! Dachtest du so wie ich, als mir der Tierarzt (TA/TÄ) sagte, dass mein Nelsi Diabetes hat? Warst du so verzweifelt wie ich als du hörtest, dass du deiner Katze nun ab sofort etliche Male am Tag und oft auch in der Nacht in die Öhrchen stechen musst? Hattest du auch das Gefühl, dass du deiner Katze niemals eine Nadel in die Flanken jagen kannst? Dann herzlich willlkommen im Club der völlig überforderten Katzendiabetes-Neulinge!
Ich werde an dieser Stelle meine Erfahrungen mit der Krankheit schildern, und zwar so einfach wie möglich und ohne wissenschaftliche Hintergründe. Diabetes für Dummies sozusagen, denn das ist schon schwierig genug für den Anfang.
Dies vorab: Diabetes bei der Katze ist kein Todesurteil, aber eine schwere Erkankung, die sehr viel persönlichen Einsatz fordert, die hin und wieder nahezu schlaflose Nächte mit sich bringen kann, die extrem an die Nerven geht, die viel, sehr viel Geduld und auch Zeit erfordert – aber die auch behandelbar ist, wenn man sie von Anfang an richtig behandelt. Eine Katze, die nicht behandelt wird, stirbt jedoch daran!
Und nun fange ich mal beim Anfang an. Irgendwas ist dir an deiner Katze aufgefallen. Sie trank plötzlich viel und ging demzufolgen häufig auf die Katzentoilette. Sie hatte ständig Hunger, wurde nie satt und nahm trotzdem ab. Ihr Fell wurde struppig, sie roch seltsam aus dem Mäulchen. Was und wie auch immer, du hast sie dem TA vorgestellt, er nahm vielleicht Blut ab und stellte fest – der Glucose-Wert ist zu hoch. Der Begriff Diabetes schwebt plötzlich durch den Raum. Die meisten TÄ kennen sich leider nicht mit der Krankheit aus, sie wissen nicht, dass ein einzelner erhöhter Glucosewert noch keinen krankhaften Befund mit sich ziehen muss. Hierzu ist die Bestimmung des Fructosaminwertes unbedingt notwendig. Erst wenn dieser auch erhöht ist, kann man von einem Diabetes ausgehen. Bitte also deinen TA immer um die Bestimmung dieses Wertes, beharre energisch darauf!
Wenige Tage später hat sich der Verdacht auf Diabetes entweder erledigt oder bestätigt. Ich mache hier mit dem bestätigten Verdacht weiter, denn schon jetzt wird es kompliziert. Ich sagte bereits, dass die wenigsten TÄ Ahnung von dieser Erkrankung haben. Diese TÄ drücken dir nun ein Insulin (wahrscheinlich Caninsulin oder ProZink) in die Hand, das du deiner Katze alle 12 Stunden verabreichen, nämlich spritzen sollst. Vielleicht zeigt dir dein TA in der Praxis, wie das geht. Möglicherweise bekommst du auch noch ein paar Insulinspritzen für den Anfang in die Hand gedrückt und die Empfehlung, nun jede Woche einmal zur Glucosemessung am Ohr deiner Katze in die Praxis zu kommen. Spätestens jetzt kannst du dir sicher sein, dass dein TA keine Ahnung hat und deine Katze in große Gefahr bringt.
Fakt ist, dass es für Katzen kein Katzen-Insulin gibt. Katzen bekommen das Hunde-Insulin, das mal ein Menschen-Insulin (Lantus, Levemir) war, dort aber nicht gut wirkte und dann für Hunde (mit denen kann man es ja anscheinend machen) verwendet wurde. Und wenn es Hunde bekommen, können es auch Katzen bekommen, oder? Nein, bitte nicht! Gut, TÄ müssen zunächst die für Tiere vorhandenen Medikamente verordnen. Erst wenn diese beim Tier nicht wirken, dürfen sie ein Menschen-Medikament für das Tier umwidmen, und ja, sie werden dabei sehr streng kontrolliert. Auch Nelsi und ich sollten zunächst Caninsulin bekommen, ich habe dann aber gleich nach einem Menschen-Insulin gefragt und es nach kurzem Zögern auch bekommen. Nett fragen und versuchen sollte man es immer…
Ganz egal, welches Insulin du nun bekommen hast, die Probleme gehen weiter. Frei nach dem Motto “Viel hilft viel” sind TÄ bei der Berechnung der Insulin-Dosis nicht zimperlich. Fast alle raten zu einer Anfangsdosis von einer oder zwei und noch mehr internationalen Einheiten (IE). Cansinsulin wird/wurde nach dem Körpergewicht der Katze berechnet, da kommt schonmal je nach Katze ordentlich was zusammen. Humaninsuline werden NICHT nach Körpergewicht berechnet, sondern einfach pro Katze dosiert. Dazu kommt, dass die beiden verschiedenen Insulinarten in grundverschiedene Spritzen aufgezogen werden müssen, um beim Humaninsulin eine lebensgefährliche Überdosierung zu vermeiden. Vereinfacht gesagt: für die Humaninsuline werden 100er Spritzen verwendet, für die Tier-Insuline 40er. Zwei Einheiten in einer 40er Spritze sind also sehr viel mehr als zwei Einheiten in einer 100er Spritze. Bitte achte darauf, dass du die richtigen Spritzen für das jeweilige Insulin bekommst und verwendest!
Sicher wird der TA in der Praxis nochmal den Blutzucker bei deiner Katze messen. Er wird ihr dazu irgendwo in die Ohrmuschel pieksen und mit einem Blutzuckermessgerät den Blutzucker (BZ) bestimmen. Deine Katze findet das gar nicht schön, sie regt sich auf, will weg, saß ja vorher schon lange genug im Kennel, dazu die blöde Autofahrt und das Einfangen zu Hause – was für ein Stress! Und genau unter diesem Stress steigen die Blutzuckerwerte immer höher, weshalb es überhaupt keinen Sinn macht, den BZ in der Praxis vom TA messen zu lassen. Da der Blutzucker aber unbedingt gemessen werden muss, bevor Insulin gespritzt wird, bist nun du an der Reihe, und zwar zu Hause und in aller Ruhe.