Nelsis Diabetes Teil 1
Es ist wohl leider so, dass Katzen wie auch Menschen, wenn sie älter werden, einige Fehler im Strickmuster aufweisen können. Diesmal hat es Nelsi erwischt, wir sind total erschreckt von der Diagnose, die diesen strammen Kater getroffen hat. Aber von vorne:
Ende November 2016 beschloss ich, den doch etwas übergewichtigen Nelsi auf Diät zu setzen. Es gab fortan nur noch drei Mahlzeiten zu festgesetzten Zeiten, und diese Mahlzeiten fielen auch nicht mehr ganz so üppig aus. Zudem musste der Herr des Hauses lernen, dass Nelsi nicht der Müllschlucker für die Reste der anderen drei Katzen ist. Seltsamerweise gewöhnte Nelsi sich sehr schnell an die geänderten Zustände und mir fiel auf, dass das Abnehmen schnell, zu schnell vonstatten ging. Da der Süße auch noch einen kleinen Knubbel am Oberschenkel hatte, sollte der Tierarzt lieber mal draufschauen. Dieser hielt den Knubbel für harmlos und den Kater für strotzend gesund, eine Blutabnahme sei nicht nötig.
Nelsi nahm pro Woche fast 100 g ab, nach ein paar Wochen kehrte sein Heißhunger zurück und er schrie Tag und Nacht nach Futter. War er nachts komplett nüchtern, so erbrach er weißen Schaum. Ein Futterautomat mit einer jeweils kleinen Menge Futter beseitigte diese Übelkeit. Doch Nelsi, der immer nur Nassfutter gefressen und nie getrunken hatte, fing plötzlich an zu trinken. Mir gingen dafür drei Gründe durch den Kopf: eine SDÜ wie bei seiner Mutter Alma (bitte nicht schon wieder!), eine Nierenfunktionsstörung (nein, auch das bitte nicht!), und Diabetes (ich wusste nicht, was da auf uns zukommen würde!).
1. März 2017 – Diesmal nahm der Tierarzt Blut ab, drei Tage später wussten wir, was los war: Nelsi hat Diabetes, eine Diagnose, die unser Leben auf den Kopf stellte, jedenfalls zu Anfang. Wir mussten viel lernen, das Schlimmste für mich war und ist, dem armen Katermann alle drei Stunden in die Ohren zu stechen und alle zwölf Stunden Insulin zu spritzen. Ich muss aber sagen, dass Nelsi ein unglaublich tapferer und geduldiger Patient ist, der sich kaum mal gegen diese Piekserei wehrte, es sein denn, er verkriecht sich in der Nacht unter die Betten und wir haben keine Chance, an ihn heranzukommen.
4. März 2017 – Wir hatten großes Glück, dass unser Tierarzt uns auf meine Bitte hin gleich das Insulin aus der Humanmedizin gab, da dieses für Katzen einfach deutlich besser ist als das, was üblichweise gegeben und vornehmlich für Hunde angewendet wird. Leider war die erste Dosis aber viel zu hoch, sodass Nelsi von der Insulinmenge ausgerechnet an einem Samstagnachmittag in die Knie gezwungen wurde. Ein Tierarzt war nicht mehr erreichbar und die Kliniken wollte ich aus guten Gründen nicht aufsuchen. Nelsi ging es schlecht, es musste schnell etwas geschehen und ich wandte mich telefonisch an eine Tierärztin in München, die sich auf Diabetes bei Katzen spezialisiert hat. Sie half mir, Nelsi wieder auf die Pfötchen zu stellen – welch ein Glück! Die Insulindosis wurde radikal reduziert und ich musste noch viel mehr über diese schlimme Erkrankung lernen. Von diesem Zeitpunkt an versuchten wir, den Blutzucker ganz langsam zu senken und Achterbahnfahrten zu vermeiden.
7. März 2017 – Ehrlich gesagt war ich mit der Diagnose und dem ganzen Drum und Dran, das eine Diabetes-Erkrankung mit sich bringt, völlig überfordert. Dem armen Nelsi etliche Male am Tag und auch in der Nacht in die Ohren zu stechen und zweimal täglich auch noch eine Insulinspritze verabreichen zu müssen war nicht das, was ich mir unter einem glücklichen Katerleben vorstellte, auch wenn ich wusste, dass ihn diese Maßnahmen am Leben hielten. Natürlich erzählte ich in meinem Forum davon – und die Reaktion der lieben Leute hat mich so sehr gerührt:
14. März 2017 – Als wir uns gerade auf einem guten Weg fühlten, fing Nelsi nachts an zu erbrechen und wässerigen Durchfall abzusetzen und er verweigerte jegliche Nahrung, was das Spritzen von Insulin natürlich sehr erschwerte bzw. unmöglich machte. Er verfiel sehr schnell und wir brachten ihn doch schweren Herzens in eine große Tierklinik. Ich bat ganz konkret um Infusionen, eine komplette Blutuntersuchung, eine Urinuntersuchung, die Bestimmung eines besonderen Bauchspeicheldrüsenwertes und die Begutachtung der Zähne und des kleinen Knubbels am Oberschenkel. Nelsi wurde stationär aufgenommen und wir wurden informationsmäßig auf den nächsten Tag vertröstet. Nelsi tat uns schrecklich leid, obwohl er ein großer, starker Kater ist, ist er doch auch ein Sensibelchen und würde schrecklich leiden in seinem Käfig und ohne uns.
15. März 2017 – Nach einer schlaflosen Nacht telefonierte ich am nächsten Morgen um 11 Uhr mit dem behandelnden Arzt der Klinik. Was er zu erzählen hatte, gefiel mir absolut nicht, denn im Grunde redete er viel ohne etwas zu sagen. Man hatte Nelsi geröntgt und einen Ultraschall des Bauchraumes gemacht, alles ohne krankhaften Befund, ein Mittel gegen Erbrechen und eins gegen Schmerzen gegeben. Sonst nichts! Außerdem wurde ich darüber aufgeklärt, dass Nelsi das falsche Insulin bekommt und davon auch noch viel zu wenig. Der Arzt weigerte sich, eine so geringe Dosis, die er ja nichtmal in der Spritze erkennen könne, zu spritzen. Man wollte ihn nun innerhalb von drei Kliniktagen auf die richtige Dosis mit dem richtigen Insulin setzen. In mir schrillten alle Alarmglocken, der Arzt hatte keinerlei Ahnung von Diabetes, das bewies er mit jedem weiteren Wort! „Der Kater frisst nicht, aber das hat er ja bei Ihnen auch nicht gemacht“, hieß es dann plötzlich. Das war mein Stichwort, nach dem ich während des Gesprächs fieberhaft gesucht hatte! Er frisst nicht, klar, er würde nie in so einer Umgebung fressen, ich kenne doch meinen Nelsi! Schnell bot ich dem Arzt an, Nelsi „probeweise“ nach Hause zu holen um ihn hier bei uns zum Fressen zu bewegen. Und der Arzt ließ sich genauso schnell darauf ein! Ich bin mir sicher, dass er froh war, Nelsi und vor allem seine nervige Dosenöffnerin loszuwerden. Wir verabredeten die Abholung für 13 Uhr.
Natürlich mussten wir in der Klinik noch fast eine Stunde warten, bis der Tierarzt uns zu sich rufen ließ. Er saß vor seinem PC, auf dem die Seite der Münchener Tierärztin geöffnet war. Er redete etwas von „Recht haben, Insulindosis, informative Seite der Tierärztin“ und ich hörte kaum zu, ich wollte nur Nelsi haben und nach Hause fahren. Man gab mir noch ein Mittel gegen Übelkeit mit und eins gegen Schmerzen, mehr habe Nelsi in der Klinik auch nicht bekommen, der Bauchspeicheldrüsenwert sei noch nicht da, wir mögen doch bitte am Nachmittag nochmal anrufen. Nelsi wurde uns nach weiteren 30 Warte-Minuten in einem recht ungepflegten Zustand und in einem völlig zerwühlten Kennel übergeben. Nichts wie weg hier!
In der Klinik war auf so gut wie keine meiner Bitten eingegangen worden. Nelsi hatte weder Infusionen erhalten, noch wurde eine allgemeine Blut- oder Urinuntersuchung veranlasst. Nach den Zähnen und dem Knubbel unter der Haut war auch nicht geschaut worden. Man hatte lediglich die Röntgen- und Ultraschallaufnahmen gemacht und den Bauchspeicheldrüsenwert bestimmen lassen, der aber letztlich erst zwei Tage nach Nelsis Entlassung vorlag und leider bestätigte, was ich schon befürchtet hatte: Nelsis Bauchspeicheldrüse war entzündet! Diese Diagnose haute uns erstmal wieder um. Was nun? Ich wusste, dass mit dieser Erkrankung nicht zu spaßen ist, aber Nelsi sollte auch nicht wieder in diese schreckliche Klinik.
Es galt nun ein Futter zu finden, das Nelsi schmeckte und für einen Diabetiker geeignet war. Zum Glück gab es hier schon seit Jahren hochwertiges Futter ohne Zucker und ohne Getreide. Dennoch waren einige dieser Sorten für Nelsi nicht geeignet, da sie viel zu viele Kohlenhydrate enthielten. Geholfen hat mir eine Smartphone-App, mit deren Hilfe ich den jeweiligen Kohlenhydratanteil im Futter und auch in Leckerchen errechnen konnte. Der jeweilige Anteil an Kohlenhydraten soll unbedingt unter 10 % in der Trockenmasse sein – man staunt nicht schlecht, wenn man sieht, was sich so alles in Katzenfutter und Leckerchen verbirgt…
Zwischenzeitlich hatte ich auch eine wunderbare Diabetes-Gruppe bei Facebook gefunden, wo mir Mel und Melitta und später auch Mara mit Rat und Tat zur Seite standen und mich immer wieder geduldig auf den Boden holten, wenn meine Nerven zu zerreißen drohten. Danke euch allen!
16. März 2017 – Nelsi war wieder zu Hause und ziemlich verstört. Fressen wollte er zunächst nicht, schlafen war ihm viel wichtiger. Am Nachmittag aber bot ich ihm erneut ein wenig Futter an – und er fraß! Nicht viel, aber das war okay. Ich trug ihm die Häppchen hinterher, gab ihm Nassfutter aus meiner Hand oder mit einem Löffel, Hauptsache, er nahm es an. Nach jedem Fressen kauerte er sich zusammen wie ein Päckchen, er hatte Schmerzen. Die Schmerztabletten halfen nur bedingt und auch das Mittel gegen Übelkeit war nur ein Magensäureblocker, aber doch besser als nichts.
17. März 2017 – Nelsi ging es nicht gut und wir fuhren zur Sicherheit nochmal zu unserem Haus-Tierarzt, allerdings ohne Nelsi, denn wir wollten ihm nicht wieder diesen Stress zumuten. Wir erfuhren, dass in der Klinik auch ein Antibiotikum gespritzt wurde, davon hatte mir der dortige Arzt nichts gesagt! Unser Tierarzt war der Meinung, dass wir die einmal begonnene Gabe mit Tabletten beenden sollten. Nelsi bekam „rosa Pillen“ und schluckte sie anstandslos, der brave Junge.
22. März 2017 – Nelsi ging es deutlich besser, er fraß wieder mehr, allerdings längst nicht so viel wie früher, als er immer nur Hunger hatte. Jetzt nahm er kleine Häppchen und hielt sein Gewicht. Er kauerte auch nicht mehr, lag entspannt und spielte sogar ab und an mal für ein paar Sekunden. Seine Blutzuckerwerte waren immer noch hoch, aber wir wollten sie nach wie vor langsam und vorsichtig senken, auch in der Hoffnung, dass er irgenwann evtl. wieder ohne Insulin auskommen konnte.