Nelsis Diabetes Teil 2

Nelsis Diabetes Teil 2

10. April 2017 – Nelsis Blutzuckerwerte wollten nicht sinken und wir machten uns auf die Suche nach der Ursache. Er hatte schon länger Mundgeruch, ließ uns aber nicht so richtig ins Mäulchen sehen. Der Tierarzt stellte jedoch fest, dass Nelsis Zahnfleisch stellenweise stark gerötet war und dass die Zähne saniert werden sollten. Nun war es so, dass unser Haus-Tierarzt keine Inhalationsnarkose anbietet, zu der uns aber von allen Seiten geraten wurde. Folglich machte ich mich auf die Suche nach einem Tierarzt, der sich mit der Zahnsanierung auskennt und auch Inhalationsnarkosen anwendet. Ich vereinbarte einen Termin und stellte Nelsi drei Tage später in der Praxis vor.

14. April 2017 – Der neue Tierarzt untersuchte Nelsi sehr gründlich, hörte sein Herz endlos lange ab, stellte viele Fragen und ging auf den von mir mitgebrachten Narkose- und Operationsplan ein. Diesen hatte ich nach einem sehr langen Telefongespräch mit der Tierärztin aus München, die sich auf Diabetes spezialisiert hatte, zusammengestellt und noch an Nelsis Bedürfnisse angepasst. Schade war, dass der Tierarzt kein digitales Dentalröntgen anbot, aber er meinte, das Sondieren jedes einzelnen Zahn reiche völlig aus. Ich ließ mir diese Aussage von der Diabetes-Spezialistin bestätigen und vereinbarte letztlich einen OP-Termin für den 26. April 2017. Gleichzeitig mit der Zahnsanierung sollte Nelsi auch ein kleiner “Knubbel” am linken hinteren Oberschenkel entfernt werden. Das Ding war etwa linsengroß, keine schlimme Sache also.

26. April 2017 – Der große Tag war da und wir alle waren total nervös. Die OP war für 12 Uhr geplant, Nelsi durfte 4 Stunden vorher noch eine halbe Portion Futter und eine halbe Dosis Insulin bekommen, damit sein Blutzuckerspiegel während der OP stabil blieb. Leider verzögerte sich der OP-Beginn um fast zwei Stunden und ich war drauf und dran, die Praxis wieder zu verlassen. Aber dann war es so weit, wir übergaben den armen Katermann dem Tierarzt und er bat uns, in ca. zwei Stunden wieder in die Praxis zu kommen, Nelsi sei dann abholbereit. Ich wies noch darauf hin, dass Nelsi alles mit sich machen lässt, nur beim Blutabnehmen bzw. dem Legen der Infusionsnadel könnte er grantig werden. Der Tierarzt beruhigte uns und sagte, dass Nelsi zur Einleitung der Narkose sowieso erstmal in einen Gaskäfig verbracht werde. In einen Gaskäfig? Ich glaubte mich verhört zu haben, aber das war tatsächlich die Art des Tierarztes, eine Inhalationsnarkose einzuleiten! Hätte ich das bloß eher gewusst…! Man steckte den armen Nelsi in eine luftdichte Plastikbox, in die mittels eines Schlauches das Narkosegas strömte. Irgendwann fällt das in der Box befindliche Tier um…

Wir verbrachten die Wartezeit in einem Café, waren extrem nervös, kehrten pünktlich nach zwei Stunden zurück in die Praxis und erfuhren vom Tierarzt, dass sich alles etwas verzögerte. Nelsi sei noch nicht wach, er habe ihm drei Zähne gezogen, alle anderen Zähne sondiert und gereinigt und den kleinen Tumor am Oberschenkel entfernt. Leider sei beim Legen der Infusionsnadel ein kleines Malheur passiert, da sei etwas genäht worden. Die Fragezeichen in unseren Gesichtern wurden immer größer… Wir wurden gebeten, nach Hause zu fahren und am späteren Abend wiederzukommen.

Drei Stunden später sprachen wir wieder beim Tierarzt vor. Er druckste nun wegen der Rechnung herum, es sei doch etwas teuer geworden … Aber Nelsi sei nun wach und wir könnten ihn mitnehmen. Gute 700 Euro und 10 Minuten später wurde uns der Kennel mit Nelsi in die Hände gedrückt. Nelsi trug einen Kragen und lag auf seinem Gesicht. Wach war er nicht wirklich. Ich sprach ihn an, er reagierte nicht. Im Auto nahm ich das Oberteil des Kennels ab, Nelsi lag immer noch auf seinem Gesicht und rührte sich nicht. Ich entfernte den Kragen – und Nelsi hob den Kopf. Er war noch völlig benommen, wir steckten natürlich im Stau und ich bin tausend Tode gestorben, bis wir endlich zu Hause waren.

Nelsis erster, schwankender Gang führte in in das bereitgestellte Katzenklo, braver Junge. Mir fielen seine weit offenen, tiefschwarzen Pupillen auf und ich bemerkte, dass Nelsi sehr unsicher in der Gegend herumschaute, gerade so, als sähe er alles zum ersten Mal. Mich beschlich eine Angst, die ich zuerst gar nicht auszusprechen wagte. Sollte sich hier Montys Schicksal, der nach einer Narkose erblindet war, wiederholen?

Nelsi fraß nicht, ich konnte kein Insulin spritzen, der Blutzucker war bei fast 500! Und Nelsi konnte nicht sehen! Seine Pupillen reagierten nicht auf Lichteinfall, er verfolgte die Feder nicht, die ich vor seinen Augen herabsinken ließ! Wenn er sich hinlegte, legte er sich auf sein Gesicht…

Ich verbrachte die Nacht mit ihm im Wohnzimmer und versuchte immer wieder, ihn zum Fressen zu animieren, aber erfolglos. Er war so hinfällig, wie ich es noch nie erlebt hatte. Da ich ihm den “Lampenschirm” nicht mehr anlegen wollte, habe ich ihm in aller Eile mitten in der Nacht aus einem Erhöhungsteil meines Nackenstützkissens einen “Kragen” gebastelt und über den Kopf gestülpt. Begeistert war er auch davon nicht, aber er blieb ruhig und lief damit auch etwas herum.


Nachdem er sein Katzenklo aufgesucht hatte, ließ er sich etwas ganz Besonderes einfallen: er stieg mit den Vorderbeinen durch die Kragenkonstruktion und schaute mich mich fragend an: “Ist was?” Zum ersten Mal konnten wir alle wieder lachen. 😉  Ich habe ihm dann keinen Leckschutz mehr angezogen und er hat sich nicht ein einziges Mal für die große Wunde am Oberschenkel oder die kleinere am Vorderbein interessiert, er tat so, als sei alles wie immer. So ein braver Junge!

Die beiden Fotos habe ich ohne Blitz gemacht, daher die miese Qualität, aber ich wollte ihm nicht in die riesigen Pupillen blitzen.

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