Susis Geschichte

Susis Geschichte

Nun hat leider nach Monty auch Susi ihre eigene Geschichte. Ich möchte allen danken, die Susi weiterhin die Daumen drücken, die mir Mails und Gästebucheinträge schreiben und Mut zusprechen. Ich habe die Geschichte auch aufgeschrieben, weil ich mir den Vorwurf mache, zu spät richtig gehandelt zu haben, nicht gut genug auf Susi aufgepasst zu haben und einfach zu sehr den Ärzten vertraut zu haben. Bitte achtet auf immer wiederkehrende “Zipperlein” bei euren Tieren, meist werden sie schnell wieder gesund, aber manchmal steckt eben doch etwas Schlimmeres dahinter.

Alles begann vor etwa 4 Jahren. Susi war bis dahin kerngesund, aber zu dick. Ich holte mir Rat beim Tierarzt, der gab mir einen Sack Diätfutter in Trockenform und wünschte viel Glück. Das Futter fraß Susi gerne, aber ihre Verdauung machte plötzlich Probleme. Sie fing an, außerhalb der Katzenklos Kot abzusetzen. Nachdem dies mehrmals passiert war habe ich sie wieder zum Tierarzt gebracht, der nach einer kurzen Untersuchung des Darms ein Megakolon diagnostizierte und vom weiteren Verfüttern des Diätfutters abriet. Mit einer Flasche Lactulose gingen wir heim.

Von da an quälte Susi sich bei jedem Kotabsatz schrecklich. Meist erbrach sie auch dabei und verteilte Kot und Erbrochenes im ganzen Haus. Sie presste immer und immer wieder, der Erfolg stellte sich erst nach sehr vielen vergeblichen Versuchen ein.

Eines Mittwochmittags ging es ihr wieder sehr schlecht, sodass ich sie kurzerhand in den Kennel stopfte und mit ihr in eine Tierklinik nach Recklinghausen fuhr. Vor lauter Angst setzte sie im Kennel dann doch noch Kot ab. Ich schilderte einer Tierärztin Susis Problem und bekam zu hören, dass Susi, so wie sie sich quält, eingeschläfert gehört. Man hat sich aber doch herab gelassen Blut zu entnehmen und den Darm zu röntgen. Bis auf eine Überzahl roter Blutkörperchen war das Blut okay, die Röntgenaufnahme bestätigte das Megakolon, aber nun sollte sie, eben wegen der roten Blutkörperchen, FIP haben und immer noch eingeschläfert werden! Susi und ich haben die Klinik fluchtartig verlassen!

Wir machten weiter mit sorgfältigem Beobachten und der Gabe von Lactulose. Es ging auch eine Weile gut, bis Susi plötzlich Schluckbeschwerden bekam. Ich brachte sie zum Tierarzt, er sah ihr ins Mäulchen – oh, oh, die Zähne! Susi musste dort bleiben, wurde in Narkose gelegt, und als ich sie Stunden später abholte erzählte mir der Tierarzt ganz stolz, dass Susi die Narkose fast nicht überlebt hätte, sie sei kaum mehr “raus” gekommen, aber er habe es dann doch noch geschafft. Die Zähne seien nun doch nicht behandlungsbedürftig gewesen, er habe nur ein wenig Zahnstein entfernt. Tja, und die Schluckbeschwerden waren auch noch da.

Also wieder zu einer anderen Tierärztin. Die stellte eine Kehlkopfentzündung fest, es gab ein Antibiotikum, ein paar Tage später war alles okay.

Wenige Monate später fühlte ich einen Knubbel in Susis rechter Flanke. Die Tierärztin hegte den Verdacht auf ein Fibrosarkom und schnitt Susi auf. Von der Wirbelsäule bis zum Oberschenkel, 18 Fäden. Es war kein Fibrosarkom sondern eine Fettgeschwulst, welch ein Glück! Bei dieser OP bekam Susi eine intravenöse Narkose, die sie recht gut vertrug. Allerdings konnte ich ihr kein Schmerzmittel (Metacam) geben, da sie danach immer sofort erbrach. So musste das arme Tier die OP-Nachwirkungen schmerzhaft über sich ergehen lassen. Aber auch das haben wir überstanden.

Es wurde Sommer und es ging Susi relativ gut. Im Juli kam sie spätnachmittags aus dem Garten und setzte ihr linkes Hinterbein seltsam auf. Sie lief staksig und sehr ungelenk. Wieder bin ich mit ihr zum Tierarzt gefahren. Sie bekam Mittel gegen Magen/Darminfektionen, Schmerzmittel und Krampflösendes, nichts half. Mein Hinweis auf eine Beinverletzung wurde nicht beachtet. Susi hinkte weiter und lag nur noch. Erst der fünfte Tierarzt diagnostizierte eine Bänderdehnung im Knie und riet zum Abwarten. 14 Tage später musste ich Susi wieder vorstellen, sie hinkte nach wie vor und hielt ihren Schwanz ganz seltsam nach rechts “geknickt”, aber angeblich war das Knie wieder in Ordnung und man konnte nichts weiter tun.

Einige Tage später gesellte sich zu all dem auch noch Durchfall, mal mit und mal ohne Erbrechen, aber immer schrecklich anzusehen, da Susi sich dabei irgendwie quälte. Natürlich waren wir wieder bei verschiedenen Tierärzten, keiner konnte helfen. Die Kotprobe ergab außer einem Übermaß an Escherichia-Coli-Bakterien nichts, und der Tierarzt meinte, dass man dies nicht behandeln muss. Susi bekam eine Cortison-Spritze, falls der Durchfall durch eine Autoimmunkrankheit hervorgerufen werden sollte, das war’s (und brachte nichts). Unser Haus glich inzwischen einem überdimensionierten Katzenklo, so konnte es nicht weiter gehen, zumal wir auch noch drei andere Katzen haben.

Ich ließ Susi bei einem Tierarzt untersuchen, der homöopathisch arbeitet. Auf dem Weg dorthin kollabierte sie, sie hatte sich vollständig eingekotet, erbrochen…

Ihre Wirbelsäule wurde geröntgt, ohne Befund. Auch der Bauchraum wurde geröntgt, keine Spur von einem Megakolon. Blut wurde entnommen, die Glucosewerte waren erhöht, ebenso die Leberwerte. Alles aber nicht dramatisch. Und Susis Durchfall blieb.

Susi setzte jeden Morgen breiigen Kot ab und erbrach davor oder danach. Ich gab ihr Enzym-Lefax, unter der Gabe wurde der Kot etwas fester, aber das Erbrechen bestand weiterhin und Susi verlor an Appetit, was für sie ungewöhnlich war. Was mir noch auffiel, waren ihre tränenden Augen mit rötlichen Ablagerungen in den inneren Augenwinkeln.

Leider ist Susi beim Tierarzt völlig unkooperativ. Mit “Gewalt” gelingt es zwar manchen Tierärzten, ihr Blut abzunehmen und sie zu röntgen, beides ohne Narkose, aber sie regt sich schrecklich auf, hat Schaum vor dem Maul und ist völlig außer sich, kratzt und beißt und kennt auch mich nicht mehr. Sie erscheint auch immer völlig eingekotet beim Tierarzt, weil sie im Kennel einfach Panik entwickelt. Trotzdem brachte ich sie im November 2007 nochmal zu einer anderen Tierärztin. Die Blutentnahme brachte außer einer sehr hohen Leukozytenzahl keine weiteren Überraschungen, alle anderen Werte waren ganz normal! Da Susi auch Fieber hatte bekam sie ein Antibiotikum – leider änderte auch das nichts an ihrem Zustand. Ihr Fell war inzwischen struppig und sie sah krank aus… Zwei Wochen später, das morgendliche Erbrechen ließ einfach nicht nach, bekam Susi jeden Abend einen Säurebinder für den Magen, aber auch das war vergeblich.

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Am 23. Dezember 2007 spitzte sich alles dramatisch zu. Abends erbrach Susi Kot, sodass wir sie sofort in eine Duisburger Tierklinik brachten. Noch in der Nacht wurde ihr ein kinderfaustgroßer Tumor aus dem Darm entfernt! Wie durch ein Wunder überlebte Susi die Operation, zwei Tage später durfte sie nach Hause. Sie ist eine kleine Kämpferin und so tapfer!

Am 2. Januar erhielten wir die schreckliche Gewissheit, dass Susi schwer an Krebs erkrankt ist. Der Tumor war ein sehr bösartiges Lymphosarkom mit schlechter Prognose. Nach dem ersten Schock kam die Trauer, die sich jetzt langsam verwandelt in eine seltsame Phase des Mutschöpfens. Susi bekommt fast alles, was sie möchte, sie frisst sehr gut, liegt aber viel und hinkt daher vermehrt. Wir reden ihr gut zu, spielen mit ihr soweit sie es zulässt und schmusen über Gebühr mit ihr, was uns und hoffentlich auch ihr sehr gut tut. Wir wissen nicht, ob der Tumor schon gestreut hat, und wir wollen es auch nicht wissen. Wir hoffen, dass Susi noch eine schöne und lange Zeit bei uns hat, sie hätte es nach all der Qual so verdient!

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Das letzte Kapitel von Susis Geschichte begann und endete am 28. April 2008. Es ging ihr wieder sehr schlecht, wir brachten sie frühmorgens in die Tierklinik, ihre Körpertemperatur war massiv abgesunken und der Kreislauf war völlig am Boden. Sie kam sofort auf die Intensivstation. Nachdem man sie ein wenig stabilisiert hatte zeigte der Ultraschall, dass der Tumor zurückgekehrt war und in Susis Bauchraum blutete. Wir konnten unser kleines Mädchen nur noch erlösen lassen. Es tat so weh sie leiden zu sehen, es tat so weh sie sterben zu sehen, und es tut so weh sie nicht mehr bei uns zu haben. Aber was sind schon unsere Schmerzen, wenn es Susi nun gut geht und sie endlich wieder schmerzfrei ist? Ich frage mich so oft ob es richtig war, ihr diese große OP im Dezember noch zuzumuten. Mein Herz sagt ja, denn es gab in den vier Monaten nach der OP noch so viele schöne Tage mit und für Susi und nur drei wirklich schlechte. Ich hoffe Susi verzeiht uns all unsere Fehler, wir haben die Kleine so geliebt und hätten ihr gerne so manches Leid abgenommen…

Susi