Montys letzte Geschichte
Vielleicht bedeutet Liebe
auch lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es
Abschiednehmen heißt,
nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem
im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist
für die, die wir lieben.
Sergio Bambaren
Monty erfreute sich bis zum 17. Januar 2009 bester Gesundheit. Seine Nierenwerte waren nur sehr moderat erhöht, er brauchte nicht mal eine Nierendiät. Ich stellte ihn allerdings komplett auf Nassfutter um, da Trockenfutter seinen Nieren mehr schaden als nützen könnte. Er war zeitlebens ein kleines Moppelchen und fraß sehr gerne. War sein Napf leer gab es ja noch Reste in den anderen drei Näpfen…
So war ich dann froh, dass Monty langsam aber beständig abnahm. Als ich Anfang Januar 2009 realisierte, dass man die Wirbel auf seinem Rücken fühlen konnte, wurde ich erstmals etwas stutzig. Da der Süße aber putzmunter war, immer noch gut und viel fraß und mehr als sonst herumturnte, machte ich mir nicht wirklich Sorgen. Die machte ich mir erst, als Monty am Sonntag, dem 18. Januar 2009, das Fressen urplötzlich einstellte und sich auf dem Dachboden im Gästezimmer versteckte.
Wir stellten ihn am nächsten Tag dem Tierarzt vor. Ich dachte an erhöhte Nierenwerte, nichts anderes kam mir in den Sinn. Der Tierarzt tastete Monty ab und fühlte etwas in seinem Bauch, das nicht dorthin gehörte. Er wollte kein Blut abnehmen und überwies uns stattdessen an die Tierklinik Asterlagen.
Im Ultraschall sah man einen großen Tumor im Bauchraum, wir waren total geschockt. Wir hatten nun die Wahl, Monty zuhause zu halten und ihm beim Verhungern zuzusehen, oder ihn öffnen und nachsehen zu lassen, ob man noch etwas für ihn tun kann. Wir gingen mit Monty heim, um eine Nacht über diesen Schock zu schlafen. Wir waren kaum zuhause, da stand unser Entschluss fest: Monty sollte seine Chance bekommen!
Am 20. Januar brachten wir ihn wieder nach Asterlagen. Vorher hat er hier zuhause noch nach Futter gebettelt, auf seiner Lieblingsdecke getretelt, sich die Bäckchen kraulen lassen… Futter durfte er nicht mehr haben, aber wir haben ihm alle anderen Liebesdienste noch sehr gründlich erwiesen.
Vor der OP sprach der Klinikarzt noch einmal ausführlich mit uns. Das, was er im Ultraschall gesehen hat, sah sehr übel aus. Ein Tumor, der weit verzweigt war und wahrscheinlich auch bösartig. Alles Weitere könne man erst am offenen Bauch erkennen. Der Arzt war sehr einfühlsam und trotzdem auch sehr ehrlich. Die Chancen für Monty waren gering, aber er sagte, dass er die OP machen lassen würde, wenn Monty seine Katze wäre. Wir gaben also Monty in seine Hände…
Es war abgesprochen, dass wir nach Hause fahren und auf seinen Anruf warten sollten. Wir waren schon fast auf der Autobahn, als ich ganz plötzlich das Gefühl hatte, zurück in die Klinik zu müssen. Wir kehrten um, und nach kurzer Zeit bat uns der Tierarzt zu sich. Er hatte schlechte Nachrichten. Der große Tumor hatte Montys Darm undurchgängig gemacht und es gab sehr viele kleinere Tumore im gesamten Bauchraum. Man hätte ca. 20 cm Darm entfernen können, also das Stück mit dem großen Tumor, aber das hätte Montys Leben, wenn überhaupt, nur um sehr wenige Wochen verlängert. Der Tierarzt meinte auch, dass man mit einer solchen OP schon nahe an die ethische Grenze käme… Und wenn es seine Katze wäre: Nein, er würde nicht mehr operieren.
Der Tierarzt hatte drei weinende Menschen vor sich, Holger, Christine und mich. Er war selbst sehr gerührt und beteuerte immer wieder, wie Leid es ihm tut. Wieder mussten wir Herr über Leben und Tod spielen, nur neun Monate nachdem Susi uns verlassen hatte.
Wir haben uns für Monty und für die Trauer entschieden. Monty hat nun keine Schmerzen mehr, wir dafür um so mehr. Aber was sind schon unsere Schmerzen wenn es Monty nun wieder gut geht? Nichts, absolut nichts! Monty starb an derselben Krankheit wie Susi, beide hatten Lymphosarkome.
Kleiner, tapferer Monty, du hast uns erst so spät gezeigt wie krank du warst. Wir danken dir für deine Liebe, deine Sanftmut und dein Vertrauen. Du warst der beste Kater der Welt und wir werden dich nie vergessen. Die Homepage, die ich für dich gebastelt habe, wird unter deinem Namen weiter geführt, so wird auch die Welt dich nicht vergessen. Es gibt so viele Menschen, die dir und uns über viele Jahre die Treue gehalten haben. Über dich haben wir viele Freunde und auch ein paar Feinde kennen gelernt. Monty, du warst einer der Liebsten, die mir in meinem Leben begegnet sind, und du wirst es immer bleiben! Es ist so, wie es das Gedicht oben beschreibt: Du warst meine Himmelsrichtung, meine Tageszeit, du warst alles für mich und die, die dich liebten. Einer von Christines Freunden meinte gestern, dass er sich das Haus ohne diesen liebenswerten Katzenpatron gar nicht vorstellen kann. Er hatte recht, es ist unvorstellbar dich nicht mehr zu haben, und doch ist es wahr. Du hast dich nie in den Mittelpunkt gedrängt, hast nichts gefordert – und du warst, das wissen wir jetzt, unser aller Mittelpunkt. Mach’s gut, kleiner Schatz!
Nachtrag: Das erwähnte Gedicht habe ich wieder von der Seite entfernt. Leider gaben die Copyright-Inhaber mir nicht die Erlaubnis, es hier zu veröffentlichen. Wer jedoch den Titel “Funeral Blues” und den Autor “W.H. Auden” in eine Suchmaschine eingibt, wird das Gedicht finden.