Nelsis Diabetes – auf ein Neues!

Nelsis Diabetes – auf ein Neues!

Nelsis erste Remission dauerte genau neun Monate an. Eine schöne Zeit, in der es ihm sehr gut ging ohne diese Piekserei und ohne Insulin. Im November 2018 starb seine Mama Alma, eine Woche später erkrankte Nelsi schwer. Er zog sich zurück und behielt kein Futter mehr bei sich. Es folgten etliche Tierarzt-Besuche, die jedoch nichts Wirkliches erbrachten außer Ärger, da in der selben Praxis abends für den einen Tierarzt nicht mehr galt, was morgens der andere angeordnet hatte. Die Ursache für Nelsis schlechtes Befinden war somit weiterhin unklar. Ein Mittel gegen Übelkeit bewirkte, dass er wieder kleine Portionen zu sich nehmen konnte, aber er war einfach nicht mehr unser Nelsi.

Zehn Tage später ging es ihm immer noch sehr schlecht. Wieder behielt er kein Futter bei sich, wieder lag er nur herum, er war kaum ansprechbar und wir brachten ihn zu einer neuen Tierärztin. Dort bekam er zwei Tage lang Dauerinfusionen und diverse Medikamente, die zunächst gut anschlugen. Trotzt meiner Mahnung, dass Nelsi als Diabetiker kein Cortison bekommen soll, spritze man ihm eine kleinere Dosis, um ihn wieder zum Fressen zu bringen. Das funktionierte zunächst auch, doch leider hielt die Freude darüber nur ein paar Tage an, dann ging alles von vorne los.

Diesmal wurde Nelsi geröntgt. Am Übergang vom Magen zum Dünndarm sah man ein Gebilde, das dort nicht hingehörte. Ein Tumor? Bitte nicht schon wieder, wir hatten gerade erst Alma an Krebs verloren! Eine Haarwurst? Die Tierärztin schickte uns in die Klinik zum Ultraschall. Fast alle Organe waren in Ordnung, aber man diagnostizierte eine schwere Pankreatitis, sichtbar als das, was die neue Tierärztin als Haarwurst oder Tumor identifizierte! Sollte das des Rätsels Lösung sein?

Leider war die Klinik nicht bereit, uns die Ultraschallbilder und die Blutbefunde mitzugeben. Auch am nächsten Tag lag unserer Tierärztin noch kein Befiund vor. Wir machten Druck in der Klinik und man ließ sich herab, die Befunde noch am Abend der Tierärztin zuzufaxen. Mein Mann fuhr in die Praxis, ich hütete Nelsi. Der arme Kerl schlief auf einer Decke neben dem Sofa, es ging ihm einfach nur schlecht. Als ich ihn für höchstens fünf Minuten alleine ließ und dann wieder ins Wohnzimmer kam, hatte er sich mehrfach übergeben. Der arme Schatz!  Ich fand mehrere Flecken auf dem Fußboden und dann sah ich es auf der Decke, auf der Nelsi wenige Minuten vorher noch lag: Ein “Ding”, das die Form des Gebildes auf dem Röntgenbild hatte! Eine große Haarwurst!? Ich machte schnell ein Foto mit dem Handy und schickte es der Tierärztin.

Nelsi ging es von Stund an besser, er erholte sich schnell, fraß wieder und behielt auch alles bei sich. Leider machte er uns am 24. Dezember ein unschönes Weihnachtsgeschenk in Form von erhöhten Blutzuckerwerten – Diabetes, auf ein Neues! Nun ja, ich besorgte Insulin und begann mit einer Minimenge von 0,1 IE. Nelsi reagierte gut auf das Insulin, sodass er nach wenigen Wochen nur noch einen Minitouch brauchte. Allerdings waren seine Werte morgens und abends seltsam erhöht, tagsüber aber völlig normal.

Nelsi zeigte und zeigt immer noch leicht erhöhte Nüchternwerte und er reguliert herunter, wenn er Futter bekommt, das ist seine Besonderheit. Hätte ich unsere Beraterinnen Mel, Mara und natürlich auch Anita nicht gehabt, so hätte ich die Insulindosis nach den höheren Werten ausgerichtet und weiter erhöht. Vorsicht also, Werte können sehr trügerisch sein, und wer nur selten misst, kann schnell etwas übersehen, besonders wenn die sogenannten Nadir-Werte nicht bestimmt werden! Das sind die tiefsten Werte des Tages, die sich bei Insulingaben nach ca. sechs Stunden zeigen – oder auch nach vier oder acht oder sonstwie. Messen ist unglaublich wichtig, um das Tier und seine Werte zu verstehen und die passende Insulindosis zu finden. Es gab hier sogar eine Nacht, in der Nelsi mir mit einem Minitouch in den Unterzucker gerauscht ist. Zum Glück macht er sich bei sinkenden Werte immer bemerkbar!

Trotz der höheren Werte morgens und abends haben wir es dann gewagt, das Insulin ganz wegzulassen. Nelsi ist nun seit gut drei Wochen insulinfrei. Ich habe ihn heute um 12:15 Uhr gemessen, sein Blutzucker lag bei 89.

Erneut bin ich sehr dankbar für die Hilfe von Mel, Mara und Anita. Sie hatten es nicht leicht mit mir, ich war oft hilflos und auch ungeduldig, getrieben von der Angst um Nelsi. Und ja, auch ihm bin ich total dankbar! Er hat jeden der mindestens 1000 Piekse und Spritzen klaglos über sich ergehen lassen. Er sprang auf Kommando auf den Pieks-Hocker, wenn ich “Nelsi, Pieksi!” oder “Nelsi, Spritzi!” rief und ließ alles mit sich machen. Nur das Blutabnehmen beim Tierarzt müssen wir noch üben… 😉 Wichtig ist jetzt nur, dass es dem Süßen wieder gut geht und er sich auch so fühlt!

Nachtrag: Im März 2019 habe ich die Fotos an meinem PC aufgeräumt und sortiert und dabei auch das Handy-Foto von der vermeintlichen Haarwurst gefunden. Diesmal sah ich es mir am PC an, in großer Auflösung. Dieses Ding, das je nach Tierarzt ein Tumor, eine Pankreatitis oder eine Haarwurst gewesen sein sollte, war ein angedautes Eintagsküken, dass sich am Magenausgang festgesetzt hatte! Ich gehe jetzt nicht auf Einzelheiten ein, aber es war mehr als eindeutig zu erkennen!

***

29. Mai 2019 – Nelsi braucht nach wie vor kein Fremdinsulin, dafür hat er sich nun eine Schilddrüsenüberfunktion (SDÜ) eingefangen. Der arme Kerl tut uns so leid, er muss so viel ertragen. Über seine SDÜ werde ich zu gegebener Zeit an anderer Stelle berichten, hier möchte ich nur noch ein kurzes, unsortiertes Fazit ziehen aus meinen Erfahrungen mit einem diabetischen Tier:

  • Die wenigsten Tierärzte haben Ahnung von Diabetes.
  • Aber auch die, die etwas Ahnung haben, haben nicht immer recht.
  • Der Beitritt in eine Diabetiker-Gruppe für Katzen (z.B. Facebook) ist unumgänglich.
  • Die dortigen Beraterinnen sind für unsere Tiere lebenswichtig.
  • Ursachenforschung ist ein Muss.
  • Das Sondieren der Zähne reicht NICHT aus, Dentalröntgen ist ebenfalls ein MUSS.
  • Eine Urinuntersuchung in einem externen Labor schadet nicht, ganz im Gegenteil.
  • Die Einleitung einer Inhalationsnarkose kann grausam sein, nachfragen lohnt sich.
  • Es muss auch nicht unbedingt immer eine Inhalationsnarkose sein.
  • Geduld ist unerlässlich, so schwer sie auch fällt.
  • Ketone messen nicht vergessen.
  • Kohlenhydratarmes und proteinreiches Futter ist Pflicht.
  • Zucker und Getreide sind Gift.
  • Das Spezialfutter für diabetische Tiere darf der Tierarzt gerne selbst essen, es ist für Katzen schlichtweg ungeeignet.

29. Mai 2019 – Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Im Laufe des Tages, an dem ich behauptete, Nelsi brauche kein Insulin mehr, stiegen seine Blutzuckerwerte immer weiter an, sodass ich mich am Abend entschloss, ihm doch wieder einen Touch Fremdinsulin zu geben. Und das kam so: Klick!